Projekt Jugend unterwegs
Der Gedanke, Jugendliche aktiv in wissenschaftliche Forschung einzubinden, hatte zunächst nicht nur Befürworter, sondern auch Skeptiker auf den Plan gerufen. Jetzt, eineinhalb Jahre, nachdem das internationale Projekt „Jugend unterwegs in Wissenschaft und Alltag“ unter Einbeziehung von rund zweihundert 13- bis 15-jährigen Teenagern aus vier Schulen gestartet worden war, lässt sich ein positives Fazit ziehen.Das Institut für Verkehrswesen der Universität für Bodenkultur Wien hat Pionierarbeit geleistet. Es führte die europaweit wohl größte Studie zum Mobilitätsverhalten von Jugendlichen durch. Vier Partner-Schulen wurden für das vom Wissenschaftsministerium finanzierte „Sparkling-Science“-Projekt gewonnen, neben dem BRG/BORG Vereinsgasse (Wien 2), dem BG Fichtnergasse (Wien 13) und der Gemeinschaftsschule Itzehoe in Norddeutschland nahmen auch eine Kooperations- und eine Referenzklasse des BG/BRG Tulln teil (4 D bzw. 4 E).
Im April 2013 und 2014 wurden Mobilitätserhebungen durchgeführt. Jeweils eine Woche wurden von den Jugendlichen alle zurück gelegten Wege genauestens dokumentiert. Ausgestattet waren die SchülerInnen mit Wegetagebüchern, die sie selbst mitentwickelt hatten, und teilweise mit GPS-Geräten. Projektbegleitend wurden die Kooperationsklassen mit spannenden Workshops, Aktionen und Präsentationen in Sachen Umweltauswirkungen des Verkehrs, Gesundheit und Verkehrssicherheit sensibilisiert. Zudem gab es in einer „Mobility Challenge“ tolle Preise für jene SchülerInnen zu gewinnen, die im Vergleich zu vorher ihre meisten Wege mit öffentlichen Verkehrsmitteln, vor allem aber mit dem Fahrrad oder zu Fuß erledigten. Sogar mit Schrittzählern wurden sie dafür ausgerüstet.
Die ersten Ergebnisse liegen schon vor. Tatsächlich scheint es gelungen zu sein, die Einstellung der Jugendlichen zur Mobilität zu verändern. So sind unter Berücksichtigung des Trends zwischen erster und zweiter Erhebung die Automitfahr-Kilometer pro Person gesunken und der Zu-Fuß-Anteil ist im gleichen Maße gestiegen. „Auf diesem Weg haben wir in nur einer Woche fast eine Tonne CO2 eingespart und umgerechnet einen Mehrweg von Wien nach Prag zu Fuß zurück gelegt!“, freute sich Juliane Stark von der BOKU. Des Weiteren wurden Unterschiede zwischen dem Mobilitätsverhalten von Mädchen und Burschen festgestellt, letztere fahren tendenziell mehr mit dem Fahrrad und gehen dafür weniger zu Fuß. „Natürlich spielen auch die Schulstandorte und damit das Angebot an Alternativen eine Rolle.“ So scheint das „Elterntaxi“ gerade in Tulln besonders begehrt zu sein.
Im weiteren Verlauf des Projektes, das noch bis Ende August 2014 läuft, werden die Daten weiter wissenschaftlich aufbereitet.
Als krönenden Abschluss verbrachten die beteiligten Mädchen und Burschen der vier Schulen einen gemeinsamen Tag in Wien. Die BOKU sorgte für ein abwechslungsreiches Programm; gelungener Abschluss war eine Rätselrallye in Kleingruppen durch die Wiener Innenstadt mit einem Ausklang in der Wiener Planungswerkstatt. Wolfgang J. Berger, der sich in den vergangenen eineinhalb Jahren speziell dem BG/BRG Tulln angenommen und unter anderem zwei Laptops zur gemeinsamen Bearbeitung des Projektes in der Klasse überreicht hatte, war begeistert: „Ein großes Dankeschön an die Kids! Sie geben einem das tolle Gefühl, mit seiner Arbeit etwas wirklich Sinnvolles für die Zukunft zu bewirken!“